Sehr geehrte Frau Ratspräsidentin
Sehr geehrte Anwesende im Saal und zuhause vor den Bildschirmen
Der vorliegende Vorstoss befasst sich mit einem Thema, das sich schnell in ein Minenfeld verwandeln kann. Alle Zutaten sind dafür gegeben: Genderproblematik, das Tangieren der Intimsphäre, der Umgang mit Scham, die Gefahr der Salopperie und der Bagatellisierung, usw.
Wie es für die glp/GEU üblich ist, wollen wir das Thema sachlich angehen. Man kann die Forderung nach kostenlosen Hygieneartikeln für Frauen auf städtischen Toiletten ganz pragmatisch anschauen und sich sehr konkrete Fragen stellen. Wir haben uns insbesondere die folgenden zwei gestellt:
1. Ist das Fehlen von kostenlosen Hygieneartikel für menstruierende Personen auf städtischen Toiletten ein Problem von einer Grössenordnung, das ein Handeln seitens der Stadt erfordert? Anders gesagt: Besteht ein konkretes, klares Bedürfnis in der Bevölkerung? Wir sind der Meinung: nein. Die allermeisten Frauen haben den Umgang mit ihrem Zyklus gut im Griff.
2. Ist es eine Aufgabe der Stadt, menstruierenden Personen kostenlose Hygieneartikel in den städtischen Toiletten zur Verfügung zu stellen? Wir denken, nicht. An diesem Punkt möchte ich noch ein Wort an jene richten, die Hygieneartikel mit Produkten für die Rasur vergleichen. Alexandra hat mir die Pointe weggeschnappt. Der Vergleich hinkt, und zwar gewaltig. Eigentlich mit beiden Beinen. Und er eignet sich denkbar schlecht als Argument. Aber auch das Argument, dass Frauen diese Produkte eben brauchen, ist kein überzeugendes, denn da gäbe es noch einiges, bei dem das auch der Fall wäre. Es muss also eine Grenze gezogen werden. Hygieneprodukte für die Menstruation sind für uns keine solchen Artikel, im Gegensatz zu Toilettenpapier und Seife.
Aus diesen Überlegungen schliessen wir, dass kostenlose Hygieneartikel für die Menstruation auf städtischen Toiletten keine städtische Pflicht sind, sondern vielleicht ein freiwilliger, allenfalls durchaus auch willkommener Service für menstruierende Personen sein könnten.
Der vorliegende Vorstoss hat aber auch noch eine andere, grundsätzlichere Dimension. Das Thema Menstruationszyklus ist aktuell ein Hype-Thema: Artikel in den Medien, Dokumentationen im Fernsehen und auch einige politische Vorstösse wie jetzt dieser von den Grünen. Es geht bei dieser öffentlichen Diskussion um Information über und Akzeptanz von einem Thema, das tatsächlich alltäglich ist. Das ist durchaus von Nöten. Gerade wenn die Tage von schwerwiegenden Symptomen begleitet werden, tangiert das nicht nur das Leben der betroffenen Frauen, sondern auch das Leben ihres Umfelds, dem privaten und dem beruflichen. Leider sind diese Menschen aber allzu oft konfrontiert mit Unverständnis, seitens von Männern, aber auch von nicht betroffenen Frauen. Der Zyklus sei doch ein vollkommen natürlicher Vorgang. Und schliesslich seien sie ja nicht die einzigen, die menstruieren. Und auch die tollen Sprüche von wegen Tagen und Zickigkeit sind immer noch nicht ausgestorben. Tja, nur weil ein Vorgang natürlich ist, passiert er noch lange nicht automatisch reibungslos. Und leidenden Menschen mit Unverständnis, Unglauben und Spott zu begegnen, ist herabwürdigend und inakzeptabel.
Die Art, wie das Postulat formuliert ist, zielt in unseren Augen auf diese grundsätzliche Dimension vom Thema. Wir verstehen das Anliegen der Grünen, aber die Akzeptanz von Problemen, die mit dem Menstruationszyklus verbunden sein können, ist ein komplexes, gesellschaftliches Thema. Es kann nicht mithilfe von Massnahmen sinnvoll angegangen werden wie denen, die im vorliegenden Postulat vorgeschlagen werden. Der Gemeinderat ist nicht der geeignete Ort, dieser Vorstoss nicht der geeignete Aufhänger. Er bleibt zu allgemein, statt konkrete Bedürfnisse zu benennen. Es wäre zum Beispiel durchaus sinnvoll über ein kostenloses Angebot von Hygieneartikel an Schulen nachzudenken, wie es auch schon von meinen Vorrednerinnen gesagt worden ist. Junge Frauen haben tendenziell eher Mühe, ihren häufig noch unregelmässigen Zyklus abzuschätzen, und wären darum wohl hin und wieder froh um so ein Angebot. So eine Perspektive vermissen wir im Postulat.
Unsere Fraktion wird das Postulat darum nicht unterstützen.