Die Beschäftigten der Stadt Dübendorf sowie weiterer Institutionen mit öffentlichen Aufgaben sind der Stiftung Pensionskasse der Stadt Dübendorf angeschlossen. Die Stiftung ist unabhängig von der Stadt, aber der Stadtrat hat den Finanzvorstand als Arbeitgebervertreter in den Stiftungsrat delegiert. Die Stiftung hat die treuhänderische Aufgabe, die Gelder der Versicherten bestmöglich zu verwalten und die Renten zu sichern.
Im Mai 2019 haben wir den Stadtrat gefragt, wie er seinen Einfluss in der städtischen Pensionskasse wahrnimmt, um künftige Risiken einzubeziehen, bspw. den Klimawandel. Der Klimawandel wurde als Hauptillustration verwendet, die Interpellation hat aber generell neu auftauchende oder gesellschaftlich als wichtig angesehene Risiken angesprochen, bspw. auch Reputationsrisiken im Zusammenhang mit Menschenrechten.
Für alle, die sich noch nicht damit beschäftigt haben, was die Zusammenhänge zwischen den Finanzanlagen von Pensionskassen und Risiken wie dem Klimawandel sind, hier ein Auszug der Website des BAFU zu den Risiken des heutigen Investitionsverhaltens:
Klimaauswirkungen wie Überschwemmungen und Hitzeperioden können Vermögenswerte tangieren (physische Klimarisiken). Bei einer Erwärmung von 4-6°C sind die prognostizierten Werteverluste massiv höher, als wenn die Eindämmung auf unter der kritischen Schwelle von 2°C gegenüber vorindustrieller Zeit gelingt. Werden weltweit Massnahmen (bspw. eine CO2-Abgabe) ergriffen, die den Verbrauch fossiler Energien einschränken oder direkt verteuern, können betroffene Firmen an Wert verlieren (Transitionsrisiken).
Hier noch nicht erwähnt sind allfällige Reputationsrisiken rund um die Klimaaspekte. Sollte die Dübendorf Pensionskasse zu spät aus gewissen Investments aussteigen oder gewisse Themen unvorsichtig handhaben, wird es heissen „Dübendorf hat dies oder jenes“, egal, ob die Pensionskasse nun unabhängig ist von der Stadt oder nicht.
Ein weiteres Zitat von der Homepage des BAFU formuliert die Aufgabe so:
Heutige Investitionsentscheide beispielsweise zur Energieversorgung sind mitentscheidend, wie viele Treibhausgase zukünftig emittiert werden. Die Staatengemeinschaft hat sich im Übereinkommen von Paris 2015 drei Hauptziele gesetzt, darunter auch jenes, die allgemeinen Finanzflüsse klimaverträglich auszurichten.
Was hat nun der Stadtrat geantwortet auf unsere Fragen?
Die eingangs erwähnten Risiken werden im Stiftungsrat und in der Anlagekommission seit Jahren immer wieder thematisiert. Das Anlagereglement enthält einen Passus, der die Nachhaltigkeit im umfassenden Sinne als Richtschnur kennt. Eine konkrete Verpflichtung oder Umsetzung in Richtung exklusiv nachhaltige Anlagen wurde aber aus Sicht einer umfassenden Nachhaltigkeit immer wieder verworfen. Der Stiftungsrat überprüft jedes Jahr die wichtigsten Risiken und leitet falls nötig Massnahmen ein. Im letzten Jahren wurden zudem 3 Mio. in „Clean Energy Infrastructure“ angelegt. Die Stiftung hat beide Mandatsführer abgeklärt, ob die heute gültigen Regeln der Nachhaltigkeit in den Mandaten eingehalten sind, bspw. die UN Principles of Responsible Investment.
Für eine „einseitige“ Priorisierung gewisser Anlagekategorien müsste eine Mehrheit der Destinatäre das mittragen. Ausserdem seien die meisten Firmen heute nicht 100% schwarz oder weiss, weil man nicht weiss, wie ihre Strategien sind und wie sich die Rendite entwickeln wird. Um weiterzugehen, bräuchte es Vorgaben oder Branchenlösungen. Die Stiftung wird das Thema aber weiterhin verfolgen und nach Möglichkeit auch mehr Informationen zu Handen der Destinatäre vornehmen, sobald entsprechende Regeln verfügbar sind.
Soweit die Zusammenfassung der Antwort des Stadtrates. Der Stadtrat bringt sich im Stiftungsrat bereits in unserem Sinne ein, insofern bin ich zufrieden mit der Antwort und in Anbetracht des heutigen Diskussionsstandes in der Schweiz zum Thema ist das auch in Ordnung.
Aktuell gewinnt das Thema aber an Fahrt, so sind die Finanzakteure auch Thema im CO2-Gesetz. Deshalb möchte ich dem Stadtrat doch auf den Weg geben, sich aktiv im Stiftungsrat für weitere Schritte einzusetzen, dies auch im Interesse der Versicherten. Es ist ja auch nicht verboten, die Destinatäre über das Thema allgemein zu informieren oder eine Befragung durchzuführen.
Es gibt Pensionskassen, die sich heute schon intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzen und hier eine Vorbildfunktion einnehmen. Ich hatte die Chance, mit einer Vertretung der PKZH, der Pensionskasse Stadt Zürich, über deren Nachhaltigkeitsbemühungen zu sprechen – man hat Möglichkeiten, wenn man sie wahrnehmen will. Dazu gehören:
- Aktuell steht der zweite Klimaverträglichkeitstest für Pensionskassen, Versicherungen und neu auch für Vermögensverwalter und Banken vor der Tür. Es wäre zumindest zu prüfen, ob die Pensionskasse der Stadt Dübendorf hier teilnehmen kann.
- Eine Mitgliedschaft der beiden Mandatäre in Vereinen und Netzwerken für nachhaltige Finanzen, bspw. Swiss Sustainable Finance und dem Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen wurde abgeklärt. Ob die Pensionskasse selbst in solchen Netzwerken dabei ist, wurde nicht erwähnt, könnte aber ein Thema sein.
- Dass man als Pensionskasse nicht jeden Index, jedes Ausschlusskriterium etc. kennen und überprüfen kann, ist klar, ebenso, dass man nicht mit jeder Firma, wo man investiert ist, einen Dialog führen kann, wie sie es mit gesellschaftlicher oder ökologischer Nachhaltigkeit halten. Aber es gibt auch hierfür Netzwerke, die sich im Namen ihrer Mitglieder genau dafür einsetzen. Das gleiche gilt für die Stimmrechtsvertretung an den Generalversammlungen der Firmen, wo man investiert ist.
- Als Pensionskasse gilt es, die richtigen Partnerinstitutionen auszusuchen. Denn einzelne Banken und Asset Manager versuchen bewusst, auch bei den passiven Anlagen, wie sie die Pensionskasse der Stadt Dübendorf verfolgt, neue Wege zu gehen, und dies ohne die Treuhandpflicht gegenüber den Versicherten zu umgehen.
Mir ist bewusst, dass unsere Pensionskasse ein kleiner Player ist, aber genau dafür eignen sich Netzwerke und Vereine. Es geht ja letztlich darum, dass den Ansprüchen der Versicherten auch in Jahrzehnten noch Rechnung getragen werden kann.
Die Diskussion der Interpellation hat für mich auch eine Bedeutung, weil wir hier das Thema öffentlich diskutieren. Wir sind alle einer Pensionskasse angeschlossen. Wir alle können uns bei unserer Pensionskasse erkundigen, wie sie diese Themen behandelt, ob sie beim Klimaverträglichkeitstest des BAFU mitmacht usw. Wir können unsere Vertretungen als Arbeitnehmer oder Arbeitgeber in den Stiftungs- und Verwaltungsräten auf diese Themen ansprechen. Vielleicht interessiert sich nun der oder die eine dafür, was seine oder ihre Pensionskasse dafür tut, dass unsere Renten auch in 20 und 40 Jahren noch ausbezahlt werden können – denn dafür legen wir heute die Grundlagen.
Danke für die Aufmerksamkeit.