Dienstag, 20. Dezember 2005

Flusskraftwerk an der Glatt

Der Stadtrat Dübendorf wird eingeladen die Machbarkeit eines Flusskraftwerkes an der Glatt auf dem Gemeindegebiet Dübendorf zu prüfen und dem Gemeinderat Bericht und Antrag zu stellen.

Begründung In den vergangenen Monaten dieses Sommers 2005 gab es verschiedene, grössere Ereignisse im Energiesektor, die uns in Zukunft noch intensiv beschäftigen werden. Zum einen stiegen die Rohölpreise (und damit die Benzin-, Gas und Heizölpreise) abrupt an. Die AXPO droht uns allen mit neuen Kernkraftwerken oder massiven Energieengpässen bei der Stromproduktion, wenn die bestehenden Betriebsbewilligungen auslaufen. Hauptsächliches Ziel der AXPO ist die Erstellung eines Gaskraftwerkes. Dies setzt den Hebel aber weder beim Sparen noch bei der Reduktion von CO2 an. Bei den AKW ist die Frage der Entsorgung unserer radioaktiven Abfälle weiterhin unklarund sehr umstritten.

Klar scheint indes: wir werden in Zukunft mit Energie anders, v.a. ökologisch nachhaltiger umgehen müssen. Neben dem weiterhin bestehenden massiven Sparpotential bei Strom und Wärme ist aber auch die Förderung alternativer Energieformen von Bedeutung. Genau hier könnte Dübendorf einen weiteren, kleinen aber wesentlichen Beitrag leisten. Alternativ heisst nämlich auch: die Wasserkraft konsequent, aber umweltverträglich nutzen. 

An vielen Orten in der Schweiz wurden und werden kleine, lokale Wasserkraftwerke wieder instand gesetzt und  gefördert. Gute Beispiele finden sich z.B. in Hasle - Rüegsau am Emmenaukanal, Sursee, Langnau, Winterthur, im Bündnerland oder (etwas näher) in Uster. Dort wird seit Jahren ökologisch Strom produziert mit einer Kleinstanlage am Aabach. Ein ehemaliges Firmenkleinkraftwerk wurde dort wieder in Betrieb genommen und der heute produzierte Strom (für ca. 300 Haushaltungen) kann mit nur 8Rp. Mehrkosten pro kWh abgegeben werden. Bei solchen Kleinkraftwerken werden im Schnitt Nennleistungen von 50 bis mehreren 100kW erreicht. Mit einer Speisung von 5m3 pro Sekunde und einer Fallhöhe von etwas mehr als einem Meter kann dies bereits erreicht werden. Dies sind Zahlen, die für die Glatt z.B. bei der oberen Mühle nicht unmöglich scheinen. So zeigen Zahlen aus dem Jahre 1993 (EAWAG) über die Glatt Abflussmengen (allerdings gemessen in Fällanden, d.h. in Dübendorf sind sie tendenziell etwas höher) im Schnitt von 3 bis 4m3 pro Sekunde und einer angenommenen Fallhöhe (je nach Ort der Realisierung) von 2m. Damit könnte bereits der jährliche Stromverbrauch von bis zu 200 Haushalten gedeckt werden.
 
Die Axpo schreibt auf ihrer Homepage zu diesem Thema: „Bei den Kleinwasserkraftwerken gibt es eine ganze Anzahl von Anlagekonfigurationen, bei denen nach hydraulischem Gefälle, Maschinengrösse (Durchfluss) und Art des Kraftwerks differenziert werden muss. Je nach Gefälle und Durchfluss kommen in den Kleinwasserkraftwerken Francis-, Pelton- oder Kaplanturbinen (Rohrturbinen) zum Einsatz.“

Weiter empfiehlt die Axpo explizit die Förderung dieser ökologischen Form der Energie, auch wenn sie ihr nicht sehr viel Wirtschaftlichkeit zutraut. Interessant ist allerdings, dass z.B. „Vor hundert Jahren waren in der Schweiz etwa 7000 Kleinwasserkraftwerke in Betrieb. Mittlerweile hat sich die Zahl der heute in Betrieb stehenden Anlagen auf ein Niveau von etwa 1000 Anlagen reduziert.“ , was auch ein Zeichen für das grosse Potential darstellt.

Damit lassen sich kleine, feine Mengen an Strom lokal ökologisch und nachhaltig produzieren. Mit der im Entwurf des neuen Strommarktgesetzes vorgesehene Einspeisevergütung könnte hier sogar noch eine starke Anschubfinanzierung gefunden werden und die erwähnte negative Beurteilung der Wirtschaftlichkeit plötzlich positiv ausfallen. Mit einer solchen Realisierung könnten wir lokal Impulse in eine nachhaltig ökologische Zukunft geben und damit sinnvolle zukunftsgerichtete Investitionen auslösen.

Selbst das lokale Gewerbe könnte mit Aufträgen und Strombezug davon profitieren. Ein solches Kraftwerk ergibt lokal mehr Wertschöpfung als der Einkauf von Uran oder Gas im Ausland. Auch hinsichtlich Versorgungssicherheit gerade in Krisenzeiten wiese ein solches Kraftwerk positive Eigenschaften auf.

Zudem könnte die Stadt Dübendorf ihrem Label Energiestadt alle Ehre erweisen.
 
Thomas Maier, Gemeinderat GEU