Geschätzte Anwesende
Bei den Tagesschulen geht es im Wesentlichen um zwei Hauptelemente. Einerseits geht es darum, dass die Kinder durchgehend bis zum Schulschluss am Nachmittag betreut sind, andererseits geht es um eine gewisse pädagogische Ausrichtung. Die Kinder sollen möglichst den ganzen Tag im Klassenverbund und mit ihren Lehrpersonen verbringen. Damit dies möglich ist, müssen alle Kinder zu den vorbestimmten Zeiten, in der Regel auch über Mittag, obligatorisch in der Schule bleiben.
Die Initiative schlägt vor, an einem Schulstandort eine Tagesschule zu errichten, welche abgesehen von einer einkommensabhängigen Kostenbeteiligung für die Verpflegung unentgeltlich sein soll. Dieser Vorschlag führt zu verschiedenen Problemen. Aus unserer Sicht am gravierendsten ist die resultierende Ungleichbehandlung der Eltern, indem diejenigen Eltern, deren Kinder die Tagesschule besuchen, die Kinder bis Schulschluss kostenlos betreut haben, während die anderen Eltern für die ausserschulische Tagesstruktur bezahlen müssen. Eine solche Ungleichbehandlung lässt sich schlicht nicht rechtfertigen. Nur schon deshalb können wir die Initiative nicht unterstützen.
Weiter würde die Einführung einer Tagesschule an einem einzigen Standort dazu führen, dass die Kinder, die diese Tagesschule besuchen, lange Schulwege durch ganz Dübendorf in Kauf nehmen müssten, was unserem System der Quartierschulhäuser zuwiderläuft und am Schluss wohl vor allem dazu führt, dass vermehrt sogenannte Elterntaxis unterwegs sein werden. Auch dies können wir nicht befürworten.
Erfahrungen aus anderen Gemeinden zeigen zudem, dass freiwillige Tagesschulen vor allem von Familien höherer Bildungsklassen genutzt werden. Dies hätte in Dübendorf verheerende Folgen, denn es würde zu einer sozialen Entmischung führen und bedeuten, dass der Fremdsprachenanteil in der regulären Schule weiter ansteigen würde, während die Tagesschule zu einer Art Elite-Schule verkäme. Der Betrieb einer einzigen freiwilligen Tagesschule würde also die anderen Schulkinder benachteiligen und den regulären Schulbetrieb erschweren.
Alles in allem führt die Errichtung einer kostenlosen Tagesschule an einem Standort zu einer parallelen Schulstruktur, welche einige Ungereimtheiten, Ungleichbehandlung und Benachteiligungen mit sich bringt. Nun stellt sich die Frage, welche Vorteile denn eine Tagesschule bringen würde, welche es allenfalls rechtfertigen könnten, die Tagesschule trotz der erwähnten Bedenken zu unterstützen.
Die glp/GEU Fraktion unterstützt klar das Ansinnen, eine qualitativ hochwertige Tagesbetreuung sicherzustellen. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Eltern Beruf und Familie vereinbaren können. Aber auch die Kinder profitieren davon, dass sie Erfahrungen mit anderen Kindern sammeln können und weitere Bezugspersonen haben. Gerade fremdsprachige Kinder profitieren stark davon, sich auch neben der Schule in einem deutschsprachigen Umfeld zu bewegen. Dies ist auch im Interesse der Schule und der Lehrpersonen.
Für die Tagesbetreuung haben wir in Dübendorf bereits ein sehr gutes Hort-Angebot. Dabei handelt es sich um Tagesstrukturen, welche freiwillig, flexibel und gegen Bezahlung gebucht werden können. Die meisten Horte in Dübendorf befinden sich unmittelbar neben dem Schulareal, sodass die Kinder nur kurze Wege zurücklegen müssen. Das Hort-Personal ist professionell und sehr engagiert. Der Hort organisiert auch immer wieder spannende Ausflüge und bietet den Kindern eine interessante Ferienbetreuung. Meiner Erfahrungen ist der Hort eine Bereicherung für den Alltag meiner Tochter. Gleichzeitig ist das Angebot für uns Eltern sehr attraktiv, weil es unkompliziert und flexibel ist. So besuchen die Kinder nur an denjenigen Tagen den Hort, an denen die Eltern auf die Betreuung angewiesen sind. Die Tage können unter Einhaltung gewisser Fristen grundsätzlich auch unter dem Jahr gewechselt werden, und es können kurzfristig Extratage oder Extrazeiten (zum Beispiel zusätzliche Morgenbetreuung) dazugebucht werden, je nach Bedarf.
Demgegenüber schlägt die Initiative fixe Unterrichtszeiten vor, welche an vier Tagen im Minimum von 8 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags dauern. Ausserhalb der Schulzeiten soll ein kostenpflichtiges, schulergänzendes Betreuungsangebot bestehen. Dies bedeutet, dass an vier Tagen alle Kinder in der Schule essen müssten, auch diejenigen, bei denen Eltern daheim wären. Folglich würden deutlich mehr Kinder in der Schule essen als bisher, was einen grossen Platz- und Ressourcenbedarf zur Folge hätte und rasch zu einer Massenabfertigung verkommen kann. Für die Eltern und Kinder bietet das System weniger Flexibilität als das System der Tagesstrukturen, und die Kinder berufstätiger Eltern müssten trotzdem nach der Schule um 15 Uhr noch in eine Tagesstruktur gehen. Was die Tagesbetreuung betrifft, so sind wir deshalb klar der Meinung, dass eine Tagesschule weder für die Kinder noch für die Eltern nennenswerte Vorteile bietet gegenüber unserem heutigen Sytstem. Im Gegenteil wäre das System unnötig kompliziert, unflexibel und teuer.
Ob die pädagogische Ausrichtung der Tagesschule den Kindern einen Mehrwert bringen würde, dies hängt wohl stark von der Umsetzung und vom einzelnen Kind ab. Es mag sein, dass einzelne Kinder davon profitieren würden. Dass dies jedoch für alle die bessere Lösung wäre, davon sind wir nicht überzeugt. Im Gegenteil sind wir der Ansicht, dass die Eltern selber entscheiden können sollen, wieviel Zeit die Kinder ausserhalb des Unterrichts in der Schule oder Betreuung verbringen. Während die einen Kinder davon profitieren können, jeden Mittag in der Schule zu verbringen, ist das für andere Kinder zu viel. Eine Tagesschule, die allen Kindern fixe Präsenzzeiten über den Unterricht hinaus vorschreibt, wird daher unserer Ansicht nach den Bedürfnissen der Kinder nicht unbedingt besser gerecht, als unser heutiges System mit Schule und Hort.
Aus all diesen Gründen lehnt die glp/GEU-Fraktion die Initiative ab.
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Ich habe es vorher schon gesagt: Die glp/GEU-Fraktion ist überzeugt von unseren Tagesstrukturen. Ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot ist uns wichtig.
Das Hort-Angebot in Dübendorf ist sehr gut und attraktiv. Es stösst jedoch an seine Kapazitätsgrenzen. Im Jahr 2005 besuchten erst 10% der Kinder einen Hort Inzwischen sind es 22% und die Primarschulpflege geht davon aus, dass es bis 2030 über 30% sein werden. Die Nachfrage nach Hortplätzen steigt also, weshalb ein Ausbau des Angebots nötig ist, einerseits durch den Ausbau der bestehenden Horte, andererseits aber auch durch die Errichtung neuer Horte in denjenigen Schulanlagen, die heute noch kein eigenes Angebot haben. Der Bedarf ist aus unserer Sicht klar ausgewiesen und die Vorlage ausgewogen. Es werden keine Plätze auf Vorrat geschaffen, sondern es werden der Primarschule die Mittel gesprochen, diejenigen Plätze zu schaffen, die benötigt werden. Das Angebot ist und bleibt freiwillig und für die Eltern wie bisher kostenpflichtig. Die Beiträge der Stadt sind einkommensabhängig. Die glp/GEU Fraktion befürwortet diesen Ausbau klar.
Die GEU/glp Fraktion unterstützt somit diesen Zusatzkredit.