Die Biodiversität hochzuhalten, die Vielfalt der Tiere und Pflanzen zu erhalten, ist in unserem ureigensten Interesse, man denke an die Bestäubung von Nutzpflanzen. In der Freizeit strömen wir in die wenigen noch naturnahen Erholungsgebiete, da Natur guttut. In den eigenen Gärten, auf den Balkonen, (Park-)Plätzen und entlang vieler Strassen blenden wir das aus. Die Biodiversitätsinitiative verankert erstmals das Verständnis für die Zusammenhänge und die Vielfalt des Lebens in der Verfassung, damit der Schutz mehr Mittel und eine stärkere Priorisierung bekommt. Zur Biodiversität gäbe es von mir ein klares Ja. Warum also ein so grossgeschriebenes ABER?
Der Initiativtext will Landschafts- und Heimatschutz gleichberechtigt mit der Biodiversität schützen, d.h. er sieht den Schutz von Baudenkmälern und der unverstellten Landschaft auf Augenhöhe mit der Artenvielfalt. In der heutigen Praxis, so wie ich sie erlebe, gehören aber Landschafts- und Heimatschutz zu jenen Interessensgruppen, die Klimaschutz und erneuerbare Energien verhindern oder stark erschweren, bspw. indem sie gegen Windräder oder gegen Solaranlagen in geschützten Ortskernen kämpfen. Klimaschutz ist mir aber genauso wichtig wie Biodiversität, das muss Hand in Hand gehen. Wir müssen diskutieren, ob wir ganze Dörfer genauso erhalten wollen, wie sie früher gebaut wurden; ob fast jede damals vielleicht kreative Architektenidee es wert ist, erhalten zu werden – welche andere Berufsgattung darf das für sich einfordern? Wir sollten diskutieren, ob einige Dutzend Windräder für die Landschaft tatsächlich so eine Verschandelung darstellen, wie es neue AKW als Alternative zu erneuerbaren Energien tun würden.
Ich wünsche mir, dass die Umsetzung der Initiative zu diesen Diskussionen und einem neuen Verständnis der Schutz- und der Ballenberg-Würdigkeit unserer Schweiz führt. Das ist mein ABER, das Ja für die Biodiversität überwiegt jedoch.